AUSGANGSPUNKT N48° 02,82‘ E014° 18,18‘
Mittels GPS, Höhenmessgerät, Handpeilkompass und analoger Schwarz-Weiß-Fotografie entstanden unterschiedliche Werkgruppen, die sich mit dem Wechselspiel zwischen Geoinformation und der persönlichen Erinnerung, mit allgemeingültigen, wie individuellen Bezugssystemen auseinandersetzen.
(...) Die Stellung der Kompassrose zum Zeitpunkt der fotografischen Aufnahme ist Gegenstand einer weiteren Werkreihe. Die wissenschaftlich messbaren Daten des eigenen Standpunktes im Raum werden mittels des Falzes auf die Fotografien übertragen. Das persönliche Erleben in der Landschaft beginnt mit dem objektiven Bezugssystem der Erde zu verschwimmen. Die individuellen Eindrücke und Erinnerungen weichen konkret bestimmbaren Daten. Die unterschiedlichen Perspektiven auf der Wanderung in der Natur werden in der Fotografie mit anschließendem Druck auf Metall in ein zweidimensionales Objekt gebannt: das vormalige Empfinden räumlicher Verhältnisse einer bestimmten Ansicht unterworfen. Der Knick im Metall verwandelt das Abbild dagegen in einen Bildkörper, ein scheinbar verlorener Winkel wird wieder in die Landschaft projiziert. Dieser bleibt jedoch faktisch eine Linie.
Ähnlich des Horizontes ist sie bestimmt von einer individuellen Geste: der Aufzeichnung und anschließenden Fixierung der Stellung der Kompassnadel zum Zeitpunkt des eigenen Erlebens. Die Bewegung in der Landschaft verbindet sich mit der im Ausstellungsraum. Die Daten der Landschaftsbilder werden zu unseren eigenen Daten. Denn wie man sich unerlässlich im Außenraum verorten muss, so auch der Betrachter vor den Werken. Das Erleben wird geleitet von dieser Synthese aus subjektivem Empfinden und visualisierten Geoinformationen. Das Selbst muss sich hierzu positionieren: zu den anderen im Raum befindlichen Objekten, aber auch zu den einzelnen Motiven in Schwarz und Weiß.
Im Druck auf Aluminium sind die dunklen Partien des ursprünglichen Fotonegativs schwarz geworden, hellere haben dagegen das matte Grau des Metalls aufgenommen. (...) In dieser Abstraktion – als nicht beschriebene Leerstelle ohne Bildinformation – findet sich zugleich die Nahtstelle zwischen fotografischer Aufnahme und Trägermaterial: Punkte, in denen sich die beiden Elemente verbinden, sich gegenseitig ergänzen. Zugleich spiegelt sich das Selbst in diesen Reflektionen, der Betrachter wird vom Material aufgenommen, ein Teil des Bildes. Die Grenze zwischen Außen und Innen verschwimmt.
2023 | Photon Gallery, Vienna (Österreich) |
2022 | Oberdeck IV, Hausstellung |
2018 | Research Spaces |
2016 | Gallerie Kapeller, Steyr (Österreich) |
2015 | Diplomnebenfach |
Material
analoge Schwarzweiss Fotografien, UV-Druck auf Aluminium, 100x150cm, 90x60cm, 45x56cm
Text
Lukas Engert
Ansicht
Arno Friebes
Presse
“Wie Fotografie den Raum erweitert“