Dualismus des Meeres
In der Rauminstallation „Dualismus des Meeres“ zeigt die seit frühester Kindheit vom Leben auf dem Wasser faszinierte Künstlerin und Seglerin Lisa Hopf die Polarität der Spannung des Meeres, lässt uns eintauchen und teilhaben an prägenden Erfahrungen und eröffnet, wie jene Gegensätzlichkeit unsere Wahrnehmung beeinflusst.
Ist das Meer Oberfläche und Tiefe, Bewegung und Ruhe, Freiheit und Grenze, so ist es auch „mare liberum“ und „mare clausum“, freies und geschlossenes Meer. Politisch und wirtschaftlich stehen sich zwei Positionen und Auffassungen gegenüber, die das internationale Seerecht heute prägen. Der Oceanic Turn stellt unser terrazentrisch geprägtes Weltbild infrage und ein ozeanisches zur Verhandlung.
Der bisher „leere“ Meeresraum soll als historischer Raum wahrgenommen werden. Raumtheorie bespricht die Wechselwirkung des glatten und des gekerbten Raumes, wofür das Meer als Paradebeispiel gilt. Aufgrund der aktuellen politischen Lage ist das Mittelmeer verstärkt in den Vordergrund getreten, das Meer als natürliche Grenze mit politischen und wirtschaftlichen Zonen auf dem Liquiden. All diese Punkte prägen unsere Wahrnehmung vom Blauen Urlaubsmagneten nur minimal, und doch schwingen sie vermehrt subtil mit.
Lisa Hopf gelingt es in dieser Arbeit, ihre widersprüchlichen und zweiseitigen Wahrnehmungen in Materialität zu übersetzen und sie schafft ein paradoxes Environment, indem sich Besucher:innen um das feste Meer bewegen, sie werden zum fluiden Teil der Installation.
Ein Mesh-Banner auf der einen Seite, eine Videoinstallation auf der anderen. Dem Blick vom Wasser auf´s Land ist der Blick vom Land auf´s Wasser gegenübergestellt, vom durchscheinenden, starren Mesh-Banner in Wellenform verdeckt. Besucher:innen sind eingeladen, verschiedene Positionen zu erkunden und bewegen sich im Zwischenraum.
Das Bild am Banner ist von der Ferne gut erkennbar, je näher man tritt, desto mehr verschwimmen die Konturen, nimmt man die Durchsichtigkeit wahr. Die Höhe des Banners von über zwei Metern lässt es zu einer Barriere werden, macht es zu einem „anti climb“, einem Sicherheitszaun.
Dem gegenübergestellt die bewegten Bilder der Videoinstallation; Lamellen-Jalousien schlagen sich im Wind, abwechselnd öffnen und verschließen die einzelnen Lamellen den Blick auf das ruhig wogende Meer, es entstehen Strukturen und Momente, die man am Banner wiederzufinden meint.
Meeresrauschen erfüllt den Raum, unterbrochen vom ungleichmäßigen Klackern der vom Winde gepeitschten Jalousien und einem Surren von Flugzeugen, das an Kampfjets denken lässt. Das Meer bewegt sich, aber es bewegt sich nie fort, bietet Schutz und birgt Gefahr, ist messbar und dennoch unkontrollierbar, ist Oberfläche und Tiefe, Freiheit und Grenze.
2022 | Dualismus des Meeres, Nasty butterflies are crashing racism |
2016 | Diplom |
Material
Mesh Banner 10x2,3m, Videopodest 2x1,1m, Video 15:00
Text
Lea Sonnek
Ausstellungsansicht
Alexandra Gschiel
Presse
Eine Nachbetrachtung
Annenpost
"Macht die Welt besser"
Video
Exzerpt