Rest in the space of pure potential
Das weiße Gold – Salz, einst wertvoller als Gold, ein Symbol für Reichtum, Haltbarkeit und Handel. Es prägt das Salzburger Land seit Jahrhunderten und verweist auf eine Zeit, in der Arbeit direkt mit der physisch greifbaren Welt verknüpft war. Im Zeitalter der Digitalisierung hat „Mining“ eine neue Bedeutung erhalten: Die Gewinnung von Kryptowährungen führt uns zu einer abstrakteren Form des Reichtums, bei der Arbeit nicht mehr mit dem Abbau von Mineralien, sondern mit der Nutzung von Rechenleistung von Serverfarmen verbunden ist. Kapital wird zu einem immateriellen Gut, das wie das Salz im Verborgenen wirkt und doch die Strukturen unserer Realität prägt.
Somit wird/ist Kapital eine unsichtbaren Energie, die auf Vertrauen basiert – einem unsichtbaren Vertrag, der sowohl spirituelle als auch ökonomische Welten durchdringt.
Was ist also der Wert von Arbeit in dieser neuen, entkörperlichten Welt? Und was bedeutet Arbeit jetzt, wenn sie sich von der physischen Handlung entfernt und in den digitalen Raum verlagert? In dieser Auseinandersetzung hinterfragt die Installation nicht nur den Wert von Währungen, sondern auch den der Arbeit selbst.
Während wir uns durch ein Labyrinth aus Datenströmen und vernetzten Infrastrukturen navigieren, erleben wir gleichzeitig eine gesellschaftliche Bewegung hin zu Selbstliebe, Optimierung und Verlangsamung. Doch diese Welle des Selbst, wird durch kapitalistische Logik unterwandert. Selbstoptimierung und Meditation werden zu Produkten, die uns versprechen, effizienter, produktiver und letztlich marktfähiger zu werden. Auch hier stellt sich die Frage: Was bedeutet Arbeit, wenn sogar die Praxis des Stillwerdens und der Selbstreflexion zur Ware wird?
„Rest in the Space of Pure Potential“ greift diese Widersprüche auf und verwandelt sie in eine immersive Soundlandschaft. In der Installation verschmelzen Solfeggio-Heilfrequenzen, KI-generierte Stimmen und Farben zu einer multisensorischen Erfahrung. Solfeggio-Frequenzen, die einst von Benediktinermönchen zur Meditation und Heilung verwendet wurden, beeinflussen das subtile Farbsystem der 7 Chakren. Jedes der 7 Kapitel stellt dabei eine andere thematische und spirituelle Ebene dar, während die gesprochenen Meditationen aus der Welt der Kryptowährungs-Coachings und Selbstoptimierungspraktiken die ganzheitliche Erfahrung mit den ökonomischen Realitäten des digitalen Zeitalters verweben.
Benjamin Brattons Werk „The Stack“ wird dabei zu einem theoretischen Leitfaden. Brattons Analyse der globalen technischen Infrastrukturen, die unsere Welt in Schichten unterteilt, inspiriert die Struktur der Arbeit: Die teils unsichtbaren Infrastrukturen, die unsere Welt strukturieren, schaffen eine neue Form von Arbeit, die flüchtig und abstrakt ist. Kapital und Glauben verschmelzen zu einem fließenden Konzept, das sowohl spirituelle als auch wirtschaftliche Dimensionen durchdringt.
In „Rest in the Space of Pure Potential“ lösen sich diese Fragen nicht auf, sondern eröffnen einen Raum, in dem die Grenzen zwischen Arbeit und Meditation, Kapital und Spiritualität, Materie und Äther verschwimmen. Die Installation versucht sich als Schnittstelle, in der Geräusche von Rechenleistung und Solfeggio-Frequenzen eine neue Form der Erfahrung schaffen. Im Spannungsfeld dieser Ebenen lebt die Installation und lädt ein zu einem möglichen Dialog beider Welten – der materiellen und der immateriellen.
2024 | Heile Welt |
2022 | Open Studios, International Summeracademy Salzburg |
Material
Audio 50:40, Sitzsäcke, Licht, Vorhänge, Duft, Glühbirne
in Zusammenarbeit mit
Gerd Juritsch, Sound Design
Arno Friebes, Code
Ausstellungsansicht
Lisa Hopf, Arno Friebes